Ladezeit E-Auto: Wie lange dauert das Aufladen?
Deutschland gegen die Welt. Während das weltweite Wachstum an zugelassenen E-Autos steigt, herrscht in Deutschland größtenteils Stillstand. Eine Frage, die dabei immer wieder auftaucht: Wie lange dauert es eigentlich, ein Elektroauto aufzuladen? Das lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die Ladezeiten variieren stark und hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. In diesem Blog-Eintrag beleuchten wir die verschiedenen Aspekte der Ladezeiten und suchen eine passende Antwort auf das Statement: „Ich habe keine Lust, alle zwei Stunden, eine Stunde an der Raststätte zu warten.“
Die Grundlagen des Aufladens: Wie funktioniert das eigentlich?
Das Aufladen eines Elektroautos kann man sich wie das Auffüllen einer leeren Badewanne vorstellen. Je nachdem, wie groß die Wanne ist, wie stark der Wasserdruck und wie groß der Auslass, dauert es unterschiedlich lange, bis die Wanne voll ist. Bei Elektroautos sind die Größe der Batterie, die Leistung der Ladestation und des E-Autos die entscheidenden Faktoren.
Große Batterie = länger laden? (Die Badewanne)
Die Kapazität der Batterie eines Elektroautos wird in Kilowattstunden (kWh) angegeben. Je größer die Kapazität, desto mehr Energie kann die Batterie speichern. Ein Auto mit einer größeren Batterie kann zwar eine längere Strecke zurücklegen, benötigt aber auch mehr Zeit, um vollständig aufgeladen zu werden – es sei denn, man verwendet eine leistungsstarke Ladestation.
Die Ladeleistung der Station (Der Wasserdruck)
Die Ladeleistung, gemessen in Kilowatt (kW), gibt an, wie schnell Energie in die Batterie fließen kann. Je höher die Ladeleistung, desto schneller ist der Ladevorgang abgeschlossen. Hier kommen verschiedene Ladetypen ins Spiel:
Langsamladen: Hierbei wird das E-Auto mit einem sogenannten „Notladekabel“ an der Haushaltssteckdose geladen. Mit Leistungen von 2,3 bis 3,7 kW dauert es in der Regel ewig, bis ein Auto vollständig aufgeladen ist. Diese Art des Ladens eignet sich gut für die Nacht oder wenn das Fahrzeug längere Zeit nicht benötigt wird. Selbst, wenn die Haushaltssteckdose diese Leistung erbringen kann, raten wir dennoch davon ab.
Normalladen: Hier liegen die Leistungen zwischen 7 und 22 kW. Ein Auto kann in einigen Stunden vollständig geladen werden, was ideal für das Laden zu Hause oder am Arbeitsplatz ist.
Schnellladen: Mit Leistungen von über 50 kW kann die Batterie eines Elektroautos in weniger als einer Stunde auf 80 % geladen werden. Diese Ladeoption findet man oft an Autobahnraststätten.
Wie schnell kommt der Strom nun in die Batterie?
Hier werden die Unterschiede an den Fahrzeugen deutlich. Die Technik in den Fahrzeugen entscheidet in den meisten Fällen darüber, wie schnell tatsächlich geladen wird. Hierzu ein paar persönliche Erfahrungen von mir:
Ich fahre im Alltag einen Hyundai IONIQ von 2018 – kleine Batterie mit etwa 29kWh. Beim Normalladen können, wie oben beschrieben, 22kW bezogen werden. Diese fließen – bildlich gesprochen – aus 3 Wasserhähnen ins Fahrzeug. Der IONIQ besitzt aber nur einen einphasigen Bordlader (einen Wasserhahn) und kann somit nur ein Drittel der maximalen Leistung nutzen.
Die maximale Leistung beim Schnellladen wird bei den meisten Fahrzeugen separat angegeben. Bei meinem IONIQ sind das etwa 70kW. Das bedeutet: Egal, ob ich an einer 100kW oder 350kW Ladestation stehe, mehr als 70kW kommen zu keinem Zeitpunkt in den Akku.
Als Gegenbeispiel bleiben wir bei Hyundai. Der jüngere Bruder, IONIQ 5 hat beispielsweise eine Batterie mit ca. 78kWh. Beim Normalladen kann der IONIQ 5 die volle Leistung der Ladestation nutzen (dreiphasiges Laden).
Mit einer maximalen Ladeleistung von etwa 200kW – beim Schnellladen – wird der größere Akku dementsprechend schneller geladen.
Die verbaute Technik hängt natürlich direkt mit dem Preis des Fahrzeugs zusammen.
Faktoren, die die Ladezeit beeinflussen
Neben der Batteriegröße und der Ladeleistung gibt es weitere Faktoren, die die Ladezeit eines Elektroautos beeinflussen können. Manchmal sind es genau diese kleinen Details, die den Unterschied machen.
Außentemperatur
Die Temperatur hat einen erheblichen Einfluss auf die Ladegeschwindigkeit. Bei kalten Temperaturen wird der Ladevorgang oft langsamer, da die chemischen Prozesse in der Batterie gehemmt werden. Man könnte sagen, dass die Batterie im Winter ein kleines Nickerchen macht und mehr Zeit benötigt, um aufzuwachen. Viele aktuelle Elektroautos wärmen daher die Batterie vor dem Ladestop auf. Natürlich muss die Funktion vorher aktiviert und der Stopp im Navigationssystem eingestellt werden.
Ladezustand der Batterie (SoC)
Hier müssen wir etwas mit unserem Beispiel von der Badewanne brechen. Der Wanne ist der Füllstand egal, der Batterie nicht: Der Ladezustand, also wie voll oder leer die Batterie beim Beginn des Ladevorgangs ist, spielt ebenfalls eine Rolle. Batterien laden am schnellsten, wenn sie fast leer sind, und langsamer, wenn sie sich dem vollen Ladezustand nähern. Man kann sich das wie einen Schwamm vorstellen, der zu Beginn viel Wasser aufsaugen kann, aber immer langsamer wird, je mehr Wasser er bereits aufgenommen hat.
Ladeinfrastruktur
Nicht jede Ladestation bietet dieselbe Leistung. Die Verfügbarkeit von Schnell- und Ultraschnellladestationen kann die Ladezeit erheblich verkürzen. In städtischen Gebieten sind oft mehr Hochleistungsladestationen verfügbar als in ländlichen Regionen. In der Regel werden Ladestationen jedoch so geplant, dass die angegebene Leistung verfügbar ist.
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Die verschiedenen Ladeszenarien
Um die Ladezeiten besser zu verstehen, schauen wir uns einige typische Ladeszenarien an. Diese sollen helfen, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die verschiedenen Faktoren zusammenwirken und welche Optionen es gibt.
Laden zu Hause
Das Laden zu Hause ist der bequemste Weg, um das Elektroauto mit Energie zu versorgen. Hier hat man meistens eine Wallbox mit 11 kW oder 22 kW zur Verfügung. Für ein Auto mit einer Batterie von 50 kWh dauert das Laden bei 11 kW etwa 4 bis 5 Stunden. Das ist ideal für die Nacht, sodass man morgens mit vollgeladenem Akku starten kann.
Laden am Arbeitsplatz
Viele Unternehmen bieten inzwischen Ladestationen für ihre Mitarbeiter an. Diese liegen häufig im Bereich von 11 bis 22 kW. Ein durchschnittlicher Arbeitstag reicht somit aus, um die meisten Elektroautos vollständig aufzuladen. Für den Pendler bedeutet das: Ankommen, einstecken, arbeiten und am Abend mit vollem Akku nach Hause fahren.
Laden unterwegs
Auf langen Fahrten ist man auf öffentliche Ladestationen angewiesen. Hier bieten sich Schnellladestationen mit 50 kW oder mehr an, die heutzutage, häufig an Autobahnen verfügbar sind. Eine halbe Stunde reicht oft aus, um den Akku auf 80 % aufzuladen, was in etwa einer Kaffeepause, einem Spaziergang oder einem Power Nap entspricht.
Tipps zur Optimierung der Ladezeiten
Auch wenn man die physikalischen Gegebenheiten nicht ändern kann, gibt es einige Tipps und Tricks, um die Ladezeiten zu optimieren und die Zeit effizient zu nutzen.
Vorausplanen
Es ist hilfreich, die Fahrt im Voraus zu planen und Ladepausen strategisch zu legen. Mit Apps und Navigationssystemen lässt sich die Route so optimieren, dass man die verfügbaren Ladestationen bestmöglich nutzen kann.
Batterie vorwärmen
Einige Elektroautos bieten die Möglichkeit, die Batterie vor dem Laden vorzuheizen. Dadurch kann die Ladezeit, besonders im Winter, verkürzt werden. In etwa so als würde man seinen Backofen vorheizen (wobei ich meinen Backofen nie vorheize)
Optimale Ladeleistung wählen
Wenn man die Wahl hat, sollte man immer die höchste verfügbare Ladeleistung nutzen. Das spart nicht nur Zeit, sondern kann auch die Ladeeffizienz verbessern. Allerdings sollte man darauf achten, die Batterie nicht ständig am Limit zu laden, da dies die Lebensdauer verkürzen kann.
Zukunftsaussichten: Schnellere und komfortablere Ladetechnologien
Die Technik bleibt nicht stehen, und auch im Bereich der Ladetechnologien tut sich einiges. Neue Entwicklungen könnten die Ladezeiten in naher Zukunft weiter verkürzen.
Fortschritte in der Batterietechnologie
Die Forschung an neuen Batterietypen, wie Festkörperbatterien, verspricht höhere Energiedichten und schnellere Ladezeiten. Diese Batterien könnten in wenigen Jahren marktreif sein und das Aufladen revolutionieren. Einige Autohersteller werben bereits mit Fahrzeugen für 2025 und 2026.
Neue Ladeinfrastrukturen
Der Ausbau von Ladeinfrastrukturen schreitet weltweit voran. Hochleistungsladestationen mit Leistungen von über 350 kW sind bereits im Einsatz und könnten in Zukunft Standard werden. Diese ermöglichen es, in wenigen Minuten genügend Energie für mehrere hundert Kilometer nachzuladen.
Einstecken und laden
So wie man es von der Tankstelle kennt, soll es auch in der Elektromobilität kommen. Fahrzeug anstecken und der Ladevorgang startet automatisch. Hierbei müssen Fahrzeug, Ladestationshersteller und Ladeserviceanbieter effizient miteinander kommunizieren. Es gibt bereits individuelle Lösungen, die das sogenannte „Plug and Charge“ jetzt schon ermöglichen.
Fazit
Das Aufladen eines Elektroautos ist ein komplexer Prozess, der von vielen Faktoren beeinflusst wird. Von der Batteriegröße über die Ladeleistung bis hin zu äußeren Bedingungen wie der Temperatur spielen zahlreiche Aspekte eine Rolle. Doch mit dem richtigen Wissen und ein wenig Vorausplanung lässt sich der Ladevorgang effizient gestalten.
Möglicherweise ist das Thema Laden für viele Menschen noch zu umfangreich. Ohne mein Vorwissen mit Ladestationen und Ladetarifen hätte ich mir zwar auch ein E-Auto angeschafft aber für viele Menschen, die sich nicht mit dem Thema befassen, ist Laden ein waschechter Dschungel. Hier wünsche ich mir persönlich mehr Input von Autohäusern auch wenn es aufwändiger ist, als zu sagen: „Tanken Sie wenn möglich nur selten E10“. Ein kleiner Guide würde hier schon viele Probleme lösen.
Die Elektromobilität steht noch am Anfang ihrer Entwicklung, und die Ladezeiten werden sich mit zunehmendem technischen Fortschritt weiter verkürzen. Für Autofahrer bedeutet das: Geduld haben und die Entwicklungen mit Interesse verfolgen. Denn in der Welt der Elektroautos gilt mehr denn je: Der Weg ist das Ziel, und das Aufladen gehört einfach dazu.
Die Antwort auf das Statement vom Anfang „Sind die Reichweite und die Ladezeiten von E-Autos ein Downgrade zum Verbrenner? Ja. Ist ein Elektroauto für gewissen Nutzergruppen einfach nicht alltagstauglich. Ja. Aber wer mit dem Gedanken spielt sich ein E-Auto anzuschaffen, wird für die Tatsache offen sein, dass z.B. 250km Reichweite für 350 Tage im Jahr ausreichend sind. Längere Reisen mit dem Fahrzeug sind ein Kompromiss, den man sich schönreden kann, aber absolut nicht muss.“ [Weitere Vorteile von E-Autos hier einfügen]